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Association
Internationale

Jacques Ellul 

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Présentation de l’AIJE

Wer wir sind

Die AIJE wurde im Jahr 2000 durch die Initiative eines US Amerikaners, David Gill, und zweier Franzosen, Sylvain Dujancourt und Patrick Chastenet, in Bordeaux ins Leben gerufen.

Viele ihrer Mitglieder haben Jacques Elluls Vorlesungen am Institut d'Études Politiques und vor allem an der juristischen Fakultät in Bordeaux besucht, wo er von 1943 bis 1980 gelehrt hat.

Die Gesellschaft wird von Personen aller Generationen geleitet, die sich mit Elluls komplettem Werk (circa 60 Bücher und 1000 Artikel) oder mit einem Grossteil davon auseinandergesetzt haben.

Der Vorstand ist zurzeit folgendermaßen zusammengesetzt:

- Patrick CHASTENET, Vorsitzender,

- Sylvain DUJANCOURT, Stellvertretender Vorsitzender,

- André VITALIS, Schriftführer,

- Chantal DEMONGIN, Schatzmeister,

- David GILL, Repräsentant der IJES (International Jacques Ellul Society).

 

Unser Anliegen

Wir wollen vor allem den absolut paradoxen Charakter seines Werkes unterstreichen.

Einerseits müssen ehrliche Leser[1] anerkennen, dass Elluls Analyse der heutigen Welt durchaus hellsichtig ist. In dieser Hinsicht hat der Journalist Jean-Luc Porquet die passenden Worte gefunden, als er (im Jahr 2003) Ellul als einen Mann beschreibt, der (fast) alles vorhergesehen hatte. In der Tat hatte Ellul fast alle grossen Übel, die heute unseren Planeten heimsuchen, z.T. schon in den 30er Jahren vorhergesehen (Massenarbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung, Erschöpfung der natürlichen Ressourcen, Genmanipulation, elektronische Überwachungsregister, Rückkehr der Religiosität).

Andererseits bleibt sein Werk trotz der äußersten Relevanz seiner Analysen heute weitgehend verkannt.

● Ziel unserer Gesellschaft ist es, dieses Paradox hervorzuheben, es in aller Öffentlichkeit (auf dieser Webseite wie auch über öffentliche Verantstaltungen) zu erklären und dazu beizutragen es langfristig aufzuheben.

Dieses Paradox ist jedoch nicht wirklich rätselhaft. Sein gesamtes Leben lang hat Ellul ohne Unterlass gezeigt, wie die Menschen seit dem Anfang des Industriezeitalters ihre Freiheit der Technik geopfert haben: die Nachteile der Entfremdung durch die Technik überwiegen gegenüber den Vorteilen, die die Menschen durch sie haben. Nicht weil sie ein Übel an sich wäre, sondern weil die Menschen die Technik letztendlich sich selbst überlassen, ohne wahrhaftige, durch Vernunft geleitete Kontrolle.

Die Technik ist selbstständig geworden und beeinflusst die Menschen viel mehr, als diese ihrerseits die Technik beherrschen könnten. Die Menschen beharren darauf, dies nicht anzuerkennen, im Gegenteil, sie sind immer von der Notwendigkeit der Technik überzeugt.

 

Unser Ansatz : eine entmystifizierende und befreiende Botschaft

Ellul zeigt, dass das Argument der Notwendigkeit tatsächlich nur ein Glaube ist. Und weil die Technik sozusagen heilig ist – oder auf jeden Fall ein Tabu ist, das nie diskutiert wird – wird sie heutzutage zu einer neuen Umwelt für die Menschen, ebenso wie es früher die Natur war. Und genau wie vor Tausenden von Jahren die erste Beziehung des Menschen zur Natur eine fetischisierte Beziehung war, „kann man den Fortschritt heute nicht mehr aufhalten“, weil man felsenfest und ohne jegliches Urteilsvermögen an seine Notwendigkeit glaubt. Der Materialismus, der unsere Zeit beherrscht (und viele unserer Zeitgenossen erkennen dies an) ist nichts anderes als ein Technikfetischismus. „Es ist nicht die Technik, die uns zu ihren Untertanen macht, sondern das Heilige, das wir auf die Technik übertragen“, sagte Ellul. Absolut kein Zweck heiligt nunmehr die Mittel; die Mittel haben ganz einfach den Zweck - die Werte - ersetzt. Und wenn man heutzutage viel von virtuellen Welten spricht, liegt das daran, dass wir uns (wenn auch noch sehr schüchtern) bewusst werden, dass der Mensch, heute stärker als je zuvor, seine Wünsche für Wirklichkeiten hält. Das Hauptmerkmal unserer Zeit ist, dass der Mensch in einer puren Fiktion lebt, so sehr er es auch versucht, diese Fiktion „Wirklichkeit“ zu nennen.

Guy Debord und Jean Baudrillard (den Ellul sehr schätzte) nannten sie jeweils "Spektakel" und "Schein". Im Laufe seiner sechs Jahrzehnte andauernden Überlegung nannte Ellul diese Fiktion „Technik“, mit dem Ziel das Tabu zu brechen. Allerdings musste er kurz vor seinem Tod offen anerkennen, mit dieser Aufgabe gescheitert zu sein.

Da seine Bestandsaufnahme zu seinen Lebzeiten nie ernst genommen wurde, entwickeln sich die Probleme, die er detailliert beschrieben und analysiert hatte, heute exponentiell. Aus diesem Grund bemühen sich heute seine Leser (unter ihnen die Mitglieder unserer Gesellschaft) sein Werk aus der Vergessenheit zu holen.

Ellul hat sich einerseits « rechtzeitig » zu Wort gemeldet (schon 1950 war es dringend notwendig, die Augen zu öffnen), andererseits leider aber auch „im falschen Augenblick“, da der Technikfetischismus bei weitem über Vernunft und gesunden Menschenverstand gesiegt hat.

Wir machen uns keine Illusionen: Der geringe Zuspruch, den seine Analysen geniessen, sind die direkte Folge ihrer Scharfsinnigkeit. Solange unsere Welt von der Selbstaufgabe gegenüber der Technik bestimmt wird, wird auch sein Werk ungehört bleiben.

Wenn die Situation nun aber so hoffnungslos ist, warum dann unsere Gesellschaft und warum diese Webseite ?

Gerade weil Hellsichtigkeit nicht unbedingt Resignation bedeutet und weil Hoffnungslosigkeit einen Hebel darstellen kann.

Wenn uns die Ellul'sche Botschaft einleuchtend erscheint, dann nicht nur weil sie uns eine scharfsinnige und erkenntnisreiche Analyse unserer gestörten Welt anbietet, sondern auch weil uns diese Scharfsinnigkeit hilft, uns ihr gegenüber selbst zu finden, uns von ihr nichts mehr erzählen zu lassen, ihr Widerstand zu leisten.

Weil Ellul allen Dingen ihren sakralen Charakter nimmt, angefangen vom politischen Diskurs (eine reine « Illusion ») und der Religion (...mehr als jeh das « Opium des Volkes »), hilft er seinen Lesern alle vorherrschenden Diskurse zu entmystifizieren. Dadurch hilft er ihnen souverän frei zu werden.

Die Frage ist, ob der Freiheitsgeist über den natürlichen Hang zur Knechtschaft siegen kann. Das ist die Wette, die wir eingehen.

Einige werden vielleicht kritisch fragen: Wird hier eine Lobrede auf einen neuen Guru gehalten?

 

Wir laden unsere Leser dazu ein, ihre Vorurteile beiseite zu lassen und sich die Zeit zu nehmen, diese durch einen eigenständigen Urteilsprozess entweder zu bestätigen - oder eben nicht. Sie werden so selbst entdecken, dass sich Ellul nie als Lehrmeister sieht. Ellul war Christ, aber ein radikaler Kirchengegner und besessener  Anarchist, war ein ergiebiger Autor, aber hat sich regelmässig über die "Intellektuellen" lustig gemacht, war überzeugter Umweltschützer, hat aber immer über "Ökos" gespottet... Der, den Ivan Illich voller Zuneigung "Frère Jacques" nannte, kumulierte zu viele Paradoxe, um die Massen in Bewegung zu setzen. Und in gewisser Hinsicht ist das auch besser so !

 

Man kann sein Denken nur verstehen, wenn man selbst freie Urteilskraft und intellektuelle Ehrlichkeit vereinigt und diese weit ab der ideologischen Grabenkämpfe und der Medienscheinwerfer verkörpert.

 

"Zu glauben, dass man auf institutionellem Weg irgendetwas ändern könnte, ist eine Illusion", sagte Ellul immer wieder. Die einzige Revolution, die diesen Namen verdient, liegt in der Fähigkeit jedes Einzelnen, sich in der Antwort auf die tausend Verführungen des technischen Systems zu erfinden.

 

Existieren ist Widerstand leisten.

 

Den Irrglauben, Ideologien und vorgefertigten Ideen widerstehen.

 

Die Welt wurde seit jeher durch kollektiven Glauben geformt. Das ist nichts Neues. Ausser dass der blinde Glaube an den Fortschrtitt, das Wirtschaftswachstum, die instrumentelle Vernunft, den politischen Diskurs, die unhaltbare « humanistische » Philosophie (mit ihrem Gefolge guter Vorsätze) und – am schlimmsten von allen – der Zug der Religionen (von den lieblichsten bis zu den fanatischsten) heutzutage umso härtere Gegner darstellen, als dass sie alle von einer stärkeren Propaganda getragen werden als je zuvor. Ihre Offizianten mobilisieren sich auf allen sozialen Ebenen, ohne sich dessen bewusst zu sein und meist mit den besten Vorsätzen.

 

Wie Sie sehen, ist diese Webseite eine Einladung Widerstand zu leisten gegen eine immer mehr von der Technik hypnotisierte, faszinierte und formatierte Welt.

 

Unsere Ziele

 

● Auf einer pragmatischeren Ebene ist das Ziel der AIJE, das Studium und die Verbreitung (l’étude et la diffusion) des Denkens von Jacques Ellul in Frankreich und im Ausland dadurch zu fördern, dass sich alle, die sich in seinem Werk wiedererkennen, miteinander in Verbindung setzen, und dies unabhängig ihres Geschlechts, ihres Alters, ihrer Nationalität, ihrer spirituellen Orientierung oder ihrer sozialen Herkunft.

 

Genauer gesagt möchten wir :

 

- das intellektuelle und literarische Erbe von Ellul erhalten,

 

- seine kritische Analyse unserer Technikgesellschaft weiterführen,

 

- seine Forschungen im Bereich der Ethik vertiefen.

 

Insofern kümmern wir uns :

 

- um den Erhalt seiner Manuskripte und seiner persönlichen Bibliothek in Bordeaux,

 

- darum, dass seine Bücher regelmässig neu herausgegeben werden und dass seine unveröffentlichten Werke in Frankreich und im Ausland veröffentlicht werden,

 

- um die regelmässige Aktualisierung dieser Webseite, insbesondere durch die Erfassung und die Kommentierung seines gesamten Werkes,

 

- darum, dass seine recht seltenen Medienauftritte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden,

 

- um die Herausgabe einer thematischen Jahresschrift,

 

- um die Organisation von Treffen und die Teilnahme an Debatten.

 

● Über diese Arbeit als der Archivierung und Schriftauslegung hinaus wollen wir zu einer Neudefinierung des Begriffs des persönlichen Engagements beitragen.

 

Wir bemühen uns um eine Weiterführung der Ellul'schen Analysen nicht nur bezüglich der Technik im engeren Sinne, sondern auch der Politik, der Wirtschaft, der Medien, der Bildung, der Kunst, der Religion und der Kultur.

 

Jacques Ellul war nicht nur ein Jurist, Soziologe, Historiker, Lehrer, und Theologe ; er war auch ein Mann der Aktion. Er hat sich unter anderem persönlich gegen absurde und zerstörerische Urbanismusprojekte in seiner Region Aquitaine, oder für die Vorbeugung von Jugendkriminalität eingesetzt. Er hat sich für seine politischen Überzeugungen ins Zeug gelegt!

 

Er hat also nie am pessimistischen Diskurs der meisten « Intellektuellen » oder an deren teils weltfremden Diskussionen teilgenommen. Im Gegenteil. Er hat seine Überlegungen stetig mit den Hoffnungsbotschaften genährt, die er in der Bibel entdeckte.

 

Gerade dieser Bezug auf biblische Texte ist einer der Hauptgründe, der begrenzten Anerkennung Elluls in Frankreich – wo der Laizismus, oft unter guten Vorwänden, zu einer wahrhaftigen Religion geworden ist.

 

Unabhängig von den philosophischen und spirituellen Ansichten jedes Einzelnen ist es uns wichtig, nicht zu diesem Ostrazismus beizutragen. Im Gegensatz dazu möchten wir denen den Austausch ermöglichen, die versuchen ihren Glauben [en allemand, „foi“ et „croyance“ sont le même mot] in der modernen Welt „präsenter" werden zu lassen, selbstverständlich unabhängig von religiösen Apparaten.

 

Handeln besteht hier vor allem darin, sich unsere Wörter begegnen zu lassen: Wir eröffnen daher auf dieser Webseite ein Diskussionsforum, um unsere Analysen und Praktiken auszutauschen.

 

Unsere internationale Berufung

 

Die Ellul'sche Analyse beschäftigt sich mit der zivilisatorischen und weltweiten Mutation, die durch die Vorrangstellung der Technik über jegliche ethische Überlegung hervorgerufen wird. Die durch diese Mutation aufgeworfenen Fragen können nur innerhalb einer globalen Debatte behandelt werden.

 

Der internationale Austausch ist daher ein zentraler Teil der Aktivität der Gesellschaft.

 

● Die AIJE wurde zeitgleich mit der IJES (International Jacques Ellul Society), die genau die gleichen Ziele in den Vereinigten Staaten verfolgt, gegründet.

 

● Wir stehen auch in regelmässigem Kontakt mit Brasilen, wo das Denken Jacques Elluls anfängt bekannt zu werden.

 

● Die AIJE korrespondiert seit kurzem intensiv mit Südkorea. Dort wurde 2009 die KJES (Korean Jacques Ellul Society), die ähnliche Ziele wie wir verfolgt, gegründet.

 

● Ausserdem stehen wir mit Kanada und einigen europäischen Ländern in Kontakt.

 

Wie wir organisiert sind

 

● Einzelne Mitglieder und die Lokalgruppen ergreifen unterschiedlichste Initiativen :

 

Zum Beispiel :

- das Organisieren von Vorträgen und Debatten,

- Kontakt mit der akademischen Welt (Teilnahme an Konferenzen und Kongressen),

- die Webseite auf dem neusten Stand halten,

- das Erstellen didaktischer Materialien (Broschüren, Webseite, Wanderausstellung, DVDs etc.),

- das Schreiben von Zeitungsartikeln, die auf gesellschaftspolitische Ereignisse reagieren, etc.

 

Die Lokalgruppen teilen den gleichen föderativen und gemeinschaftlichen Gedanken und geniessen, als Antwort auf das zentralistisch und bürokratisch angelegte technische Modell, eine vollständige juristische und finanzielle Autonomie.

 

● Um einen gewissen Zusammenhang zu wahren, informieren die Lokalgruppen den Vorstand oder den Vorsitzenden über ihre Aktivitäten.

 

● Davon ausgehend schlägt die (jährlich stattfindende) Mitgliederversammlung Neuorientierungen vor.

 

Jede(r), Aussenstehende inbegriffen, kann zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beitragen, indem er/sie seinen/ihren kritischen Blick mit uns teilt.

 

Zögern Sie also nicht mit uns in Kontakt zu treten.

 

Und warum nicht, sich uns anschliessen?

 

 

Übersetztung von Moritz Hunsmann
(Verbesserungsvorschläge sind herzlich willkommen !)

 



[1] Wenn wir auf dieser Seite das Wort « Leser » benutzen, schliessen wir selbstversändlich immer auch die Leserinnen mit ein.

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